Seebrücke Wustrow, vor 25 Jahren
Meine historische Aufnahme vom 29.10.2000 zeigt die 1992 neu errichtete Seebrücke des Ostseebads Wustrow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.
Der links abgebildete Schiffsanleger wurde 2012 abgebaut, 2014 wurde dort ein Leuchttürmchen errichtet als Ersatz für den 2016 abgerissenen alten Leuchtturm.

(Foto: Martin Frech, 10/2000)
In den 1990er-Jahren habe ich mich intensiv mit digitalen interaktiven Medien beschäftigt, insbesondere interaktive Panoramen hatten es mir angetan. Mit QuickTime VR (QTVR) gab es die Möglichkeit, fotografierte Panoramen elegant in entsprechende Anwendungen zu integrieren. Bald beschaffte ich mir die QuickTime VR Authoring Tools Suite von Apple (das war ein Paket aus zwei dicken Ordnern Dokumentation, einigen Disketten und einem Dongle) und arbeitete als Dienstleister für Agenturen.
Das hakelige Aufnehmen der Einzelbilder und spätere Verrechnen der Scans zu Panoramen (stichen) fand ich jedoch unbefriedigend und habe mir bald eine spezielle Panoramakamera angeschafft, die »Roundshot Super 220 VR« der Firma Seitz Phototechnik – damit kann ich zylindrische Panoramen komplett in einer Aufnahme auf Rollfilm aufnehmen, indem die rotierende Kamera das Motiv durch einen Schlitz kontinuierlich auf den Film belichtet. Drehwinkel größer als 360° sind möglich, solange der Film reicht (die Länge des resultierenden Negativs oder Dias ist von der Brennweite des Aufnahmeobjektivs abhängig).
Zu meinem ganz großen Bedauern ist QuickTime VR schon lange Geschichte; Apple hat das nur bis QuickTime 7 unterstützt.

(Foto: Claudia Maas, 10/2000)
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Enztalquerung (Werkstattbericht)




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Ausstellung »en miniature«
7. bis 9. November, Kunsthaus Rhenania, Köln
↱ schaelpic.
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Autobahn





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Conditio humana

Die Frau trägt ein Kopftuch und einen offenen Mantel über dem Kleid, ihre Arme sind verschränkt. Das Motiv der Anstecknadel kann ich nicht erkennen. Sie schaut knapp an der Kamera vorbei und ist umgeben von weiteren Personen; alle sind gut gekleidet und halten Abstand. Ein Mann trägt einen Koffer, ein anderer eine Aktentasche. Die Leute scheinen zu warten. Die Frau hat eine Handtasche und hält ein Papierchen in der linken Hand, auf dem Boden liegen weitere – Billetts? Ist das an einer Bushaltestelle? Ich weiß es nicht: Das ist das letzte Bild auf einem Kleinbildfilm mit Motiven aus Paris im Stil der street photography.
Ein vielschichtiges Bild: Im Vordergrund die Frau vor einer Strebe, beinahe frontal als Ganzportrait. Die Strebe ragt hinter ihr auf und teilt das Bild in Drittel. Links und rechts bilden zwei Männer angeschnitten den Bildrand. Der Mittelgrund wird dominiert von weiteren Personen, die meisten von der Kamera abgewandt. Im Hintergrund ist unscharf Stadtlandschaft zu erahnen: Autos, eine Straßenlaterne und Häuser oder Bäume im Dunst.
Es sind die Gesichter, die mich an diesem Bild faszinieren. Sie wirkt in sich gekehrt; ist das ein trauriger Blick? Nach längerem Betrachten denke ich eher, sie ist müde – oder gelangweilt. Dann der Mann rechts mit dem markanten Profil, die Zigarette im Mundwinkel. Sein linkes Auge ist verschattet; schaut er sie an? Starrt er ins Leere? Weiter hinten im Bild stehen sich zwei Frauen gegenüber, beide im Kostüm. Sie scheinen aber nicht miteinander zu reden, schauen aneinander vorbei, ausdruckslos. Das vierte Gesicht ist das des Mannes im Hintergrund links; er wirkt konzentriert, ist vielleicht im Gespräch mit der Frau, die neben ihm steht. Keine Fröhlichkeit, nirgends.
Das Bild erinnert mich an unser Bedingtsein, das war 1949 nicht anders als heute. Vielleicht sollten wir uns das öfter deutlich machen: wie angewiesen, zerbrechlich und bedürftig das menschliche Dasein ist in seiner Endlichkeit – aber auch, wie unsere Natalität das Erzählen darüber erst möglich macht. Gute Schnappschüsse können das triggern.
Foto: Dohm/
(Das Nitrozellulose-Negativ wurde nach der Sicherungsverfilmung vernichtet.)
Repro vom Mikrofilm: Martin Frech, 10/2025
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Maria Reiche: Wüste statt Partys
(Spielfilm, 2025 | Kritik)
Mich beeindruckt es sehr, wenn jemand in jungen Jahren ein Thema findet und das eigene Leben in der Folge konsequent um die Arbeit an diesem Thema herum organisiert. Die 1903 geborene Maria Reiche war wohl eine solche Person. In Dresden zur Lehrerin ausgebildet (Studium der Mathematik, Physik und Geografie an der dortigen TH), wanderte sie 1932 nach Peru aus, hat dort als Sprachlehrerin gearbeitet und auf Umwegen zur Archäologie gefunden: Ihr Lebensthema wurde die Erforschung der Nazca-Linien, die durch ihr Engagement schließlich 1995 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes wurden. Die schon zu Lebzeiten hochgeehrte Maria Reiche starb 1998 mit 95 Jahren in Peru; zum 115. Geburtstag gab es einen Google-Doodle.
↱ nasca.
↱ googlewatchblog.
Der Spielfilm »Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien« ist inspiriert von dieser Biographie. In schwelgenden Bildern (Kamera: Gilles Porte) zeigt er uns eine heile und vollkommen analoge Welt in den 1930er-Jahren, die jedoch mit Autos, Telefonen, Schreibmaschinen, Flugzeugen und der Fotografie schon über alle notwendige Technik zur Weltaneignung verfügt. Die Faschismen der Zeit sind weit weg auf der anderen Seite der Welt und die Expats von dort lassen es sich gutgehen in Lima. Nichts Übergriffiges weit und breit, nirgends ein doppeltes Spiel.
Maria Reiche (Devrim Lingnau Islamoğlu) reicht das nicht und als sie zufällig die im Westen noch weitgehend unbekannten Geoglyphen bei Nazca im südöstlichen Peru sieht, ist es um sie geschehen: In einem kleinen Zelt lässt sie sich selbstlos in Nachbarschaft einer indigenen Familie unter einem Mangobaum nieder und beginnt mit der Sicherung und Erforschung der historischen Scharrzeichnungen. Sie hat ihren Lebensinhalt gefunden: »Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Ich fühle hier eine tiefe Verbundenheit mit mir selbst«. (Neid kommt auf.) Im hellen Kleid und leichten Schuhen (Wüstensonne) ist sie fortan dort zugange und vernachlässigt darüber sogar die Beziehung zu ihrer Freundin. Schön anzusehen ist, wie die Hauptdarstellerin immer wieder mit ihrer Rolleiflex in der ledernen Bereitschaftstasche unterwegs ist um die Linien zu fotografieren (Sand? Von Rollei gab es übrigens ein metallenes Tropengehäuse). Warum haben die Autoren eigentlich auf das Nachstellen der potentiell spektakulären Szene verzichtet, wie sich die echte Maria Reiche an einem Hubschrauber festbinden ließ, um Luftaufnahmen von den Nazca-Linien anzufertigen?
Ein Konflikt bahnt sich an, als der Großgrundbesitzer beginnt, sich die Wüste anzueignen. Seine Arbeiter zerstören beim Anlegen von Baumwollplantagen (in der Wüste, echt jetzt?) Teile der uralten Zeichnungen. Maria wird bei ihm vorstellig und trifft ihn auf seiner Hacienda beim Freiluftbaden in der originalen Wanne eines der Pizzaros. Diese bizarre Situation ist eine von nur zwei Szenen, in denen die koloniale Last des Landes zaghaft angedeutet wird; die andere ist der nonchalante Hinweis einer Indigena, die auf Nachfrage von Maria Reiche nichts zur Bedeutung der Linien sagen kann, da ihr Volk durch die Conquista von ihrer Vergangenheit abgeschnitten sei. Weiter im Text. Bald kommt es denn auch ohne Umwege zum glücklichen Ende, keine Überlänge.
In Echt war die Geschichte wohl komplizierter, klar. Das Team um den Regisseur Damien Dorsaz weicht in der Fiktionalisierung teils erheblich von den tatsächlichen Begebenheiten ab. Geschenkt; man kann das ja leicht zugänglich nachlesen. Der Film gibt sich unspektakulär. Reiches Neugier und ihre Besessenheit kommen rüber, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse werden zart angedeutet; ein insgesamt barrierearmes Kinovergnügen. Ich habe den Film vielleicht gerade deswegen gerne angeschaut.
Infos zum Film via IMDb: ↱ imdb.
Weiterlesen:
Daria Eva Stanco: Die Wüstenfegerin. Thelem: Dresden 2024. ISBN 978-3-95908-314-0
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Ein Negativ, viele Farben
Folgendes historische Farbnegativ (Kodak Kodacolor X) liegt vor:

Es gibt viele Methoden, das Bild auszuarbeiten – jede erzeugt ein anderes Bild, keine ist ›falsch‹, aber welches ist richtig?

(so mache ich das üblicherweise)

in Adobe Photoshop: ColorPerfect-PlugIn
(mit diesem Plug-In habe ich auch viele gute Erfahrungen gemacht)


in Adobe Photoshop: Invertieren | Helligkeits- und Kontrastkorrektur [Kontrastkorrektur(Invertiert([B]))]
(Dass diese Methode ein so ›schönes‹ Bild produziert, hat mich wirklich überrascht – und zu diesem Post motiviert.)
Foto: Dohm/
Repro und Ausarbeitungen: Martin Frech, 9/2025
ColorPerfect: ↱ colorperfect.
CineStill Negative+ Convert Tools: ↱ cinestillfilm.
Weiterlesen:
Pénichon, Sylvie: Twentieth-Century Color Photographs ; Identification and Care. Los Angeles, CA: Getty Conservation Institute. ISBN 978-1-60606-156-5. Dort insbesondere das Kapitel 5: »Dye Coupling (or Chromogenic) Processes«
Addendum (Jonathan Frech, 2025-09-24).
Als Martin davon schwärmte, wie schön (wenn auch etwas aufgehübscht-plastikartig) [B'] sei, schmorten bei mir Bedenken, der Grusel-Laden Adobe hätte auch in deren Produkt Camera Raw das Pipettenwerkzeug unlauter mit trendigen Datenfälschungstechniken aufgemotzt. Folgende Analyse der Transformation [A] ↦ [B] beruhigt benannte Bedenken:
Es sei trafo: [A] ⊸ [B] die mengenwertige Abbildung, die im YCbCr-Farbraum (der dem JPEG-Format native Farbraum) jedem [A]-YCbCr-Tripel (das orangene Bild) alle irgendwo für dieses Tripel vorkommende [B]-YCbCr-Tripel (das hübsche Bild, ohne Helligkeitsanpassungen, invertiert) zuordnet. Im Falle unlauterer Implementierungen von Adobes Seite wäre trafo höchst erratisch, da aufgrund höhersemantischer Erkenntnisse Mehrentropie aus dem Weltdatensatz eingespeist worden wäre. Dem ist aber nicht so; folgendes Bild [C] visualisiert die Volumina der Minimalquader in der Zielmenge von trafo (schwarz bezeichnet das Einheitsvolumen, weiß das Maximum aller auftretenden Volumina):
![Datenvisualisierung [C] (Foto: Jonathan Frech, 2025) Visualisierung der Minimalquadervolumina der Differenz eines Orangnegativs und einer Adobe-Camera-Raw-Interpretation dessen. (Foto: Jonathan Frech, 2025)](https://www.medienfrech.de/foto/NzF/.dpfs/eb84a7ad569f80af0c729f81de800399d21346456e00764a0b6c2c2a25412dc9.1920w.jpeg)
Es bilden sich erkenntlich JPEG-Artefakte ab und hochvolumige Quader korrelieren nicht mit höhersemantischen Strukturen wie z. B. Gesichtern oder Personen.
Zudem sind Realisationen {(x,y)↦~Unif(trafo([A](x,y)))} [B''] (hier nicht abgebildet) nicht voneinander unterscheidbar (i. a. W.: die Quader sind allesamt sehr klein).
Datenvisualisierung selbst durchführen (Quelltext ist ↱ EUPL???-lizensiert; Implementierungssprache ist ↱ Go???):
go install www.medienfrech.de/foto/NzF/2025-09-24/cmd/ycbr_multimap_codomain_volumes@v1.0.0
export PATH="$PATH":"${GOBIN:-${GOPATH:-$HOME/go}/bin}"
ycbr_multimap_codomain_volumes -h
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Tschüß, Remjet
Schon interessant: Seit Jahren wird wieder an Farbfilm gearbeitet; und ich meine nicht die Myriaden von Respoolern. Ilford bastelt am ›Phoenix‹, Adox am ›Color Mission‹ und Filmotec am ›Wolfen‹. Keiner von denen kriegt so richtig was hin, alle verkaufen ihre Betaversionen – Material, das früher höchstens in Hinterzimmern gezeigt worden wäre. Wenn wir Kodak nicht hätten (und China Lucky, deren neuer, im Juli offiziell vorgestellter, ›Lucky 200‹ wohl auch ein korrekter Film ist) …
Ohne groß darüber zu reden, hat Kodak in den vergangenen acht Jahren mit enormem Aufwand das Vision3-Material überarbeitet und gründlich testen lassen; damit sind sie jetzt fertig. Das neue Material wurde angekündigt, ist verfügbar und soll aufnahmeseitig in allen Belangen kompatibel mit den bisherigen Vision3-Varianten sein (deswegen auch kein neuer Name) – eine technische Meisterleistung. So soll das sein.
Die Änderung gilt für alle Formate, von Super-8- bis 65 mm-Film, und ist schlicht spektakulär: Es gibt keine Remjet-Schicht mehr.

Alles wichtige steht hier: ↱ Kodak Vision3 AHU Camera Negative Films ; Talking points for Filmmakers???
Für Laborkunden ist der Übergang also transparent, aber für Selbstverarbeiter sind das wunderbare Neuigkeiten – ist doch das Entfernen der Rußschicht eine echt lästige Angelegenheit. Und die Crossentwicklung umgerollter Short-Ends in C-41 ist nun ein Kinderspiel. Wer allerdings gerne das Bleichbad überbrückt, hat ein Problem wegen des Silbers in der neuen Lichthofschutzschicht. Da das ja gar nicht so selten gemacht wird, bin ich gespannt, was es da für eine Lösung gibt; im o. a. Dokument hält sich Kodak jedenfalls bedeckt: Please speak with your lab or Kodak representative if you’re interested in alternative processing.
Stellt sich die Frage, wie lange die Labore noch traditionelle ECN-2-Entwicklung inklusive Abrubbeln des Remjets anbieten. Ich denke, es ist eine gute Idee, die Kühltruhen zu leeren. Und wer mit verchromten Andruckplatten bisher schon Lichthof-Probleme mit ›Double-X‹ hat, muss mittelfristig vielleicht über einen Umbau der Kamera nachdenken.
Interessant wird, wie es mit Cinestill weitergeht. Wenn deren Material plötzlich eine Lichthofschutzschicht hat, kann man ja gleich das ›richtige‹ Foto-Filmmaterial kaufen.
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TOP – The Offline Photographer
Der wichtigste blog für Fotografie ist down. Mike Johnstons ›The Online Photographer‹ (theonlinephotographer.

Für Mike ist das bitter, sichert ihm der blog doch sein finanzielles Auskommen. Er hat sich kurz geärgert, dass er nicht längst die Plattform gewechselt hat – im Gespräch ist das schon seit Jahren und das Arbeiten mit Typepad war wohl immer mal hakelig – und kam dann schnell ins Tun. Er sicherte sich erstmal seine Inhalte lokal und schrieb neue Beiträge; hoffentlich bekommt er zusätzlich einen sauberen Export der Master-Typepad-Daten in ↱ deren proprietärem Format???.

Die Soforthilfe meines ↱ Sohnes??? hat Mike jedenfalls nicht angenommen.
Unerwartet war ›The Online Photographer‹ ab 4. September nicht mehr erreichbar – man weiß nicht, warum (vielleicht Überlastung der Server, weil die Kunden massiv ihren Content abschlauchen, vielleicht Ignoranz oder Unachtsamkeit der Typepad-Techniker).
Ab und zu ist der blog noch erreichbar; wer noch etwas nachlesen möchte, sollte also hinterher sein.
Mikes Plan ist nun, sich einen WordPress-blog basteln zu lassen, finanziert durch treue Leserinnen über einen Ad-hoc-Fundraiser. Wenn alles klappt, sollte ›The Online Photographer‹ (Ver. 3.0) bald über ↱ theonlinephotographer.

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100 Jahre Leica: 100 Jahre Kleinbildfotografie
Das Stadtarchiv Reutlingen erinnert derzeit mit einer kleinen Vitrinenausstellung an die Erfindung der Kleinbildfotografie vor 100 Jahren.
1925 brachte die Firma Leitz mit der »Leica« (Leitz-Camera) ihre erste Fotokamera auf den Markt und erfand damit das Kleinbildformat, das den modernen Bildjournalismus ermöglichte und so die Fotogeschichte nachhaltig prägte.

Foto: Dohm/StadtA Rt. S 105/5 Nr. 10044/2
Auch die Fotografinnen und Fotografen der ehemaligen Reutlinger Fotohäuser Dohm und Näher, deren Bildbestände das Stadtarchiv verwahrt, dokumentierten das Stadtleben auf Kleinbildfilm. Zudem wurden in beiden Fotogeschäften Leica-Kameras verkauft.

Foto: Dohm/StadtA Rt. S 105/5 Nr. 3878/38
Die Ausstellung zeigt zum einen fotografierende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Dohm und Näher in seltenen Behind the scenes-Fotos aus den 1940er- und 1950er-Jahren. Zum anderen belegen Schnappschüsse, dass die Leica auch bei privaten Ausflügen der Familie Dohm dabei war – ganz im Sinne ihres Erfinders Oskar Barnack (1879–1936), der die Leica ursprünglich für sich selbst zum Mitnehmen auf seine Wanderungen entworfen hat.

Foto: Dohm/StadtA Rt. S 105/5 Nr. 883/32
Die Vitrine ist während der Öffnungszeiten des Rathauses zugänglich.
Weiterführender technikhistorischer Text zur frühen Leica-Geschichte: → 100 Jahre Leica | 100 Jahre Kleinbildfotografie???
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Frau von hinten

Wohl am frühen Abend aufgenommen, vielleicht des Lichts wegen, vielleicht hat es sich auch erst dann ergeben. Was ergab sich noch? Musste Anonymität gewahrt werden, um ihre Identität und Privatsphäre zu schützen? Will sie nicht fotografiert werden und hat sich weggedreht? Hat der Fotograf an den Mönch gedacht? Ist es eine Modefotografie? So viele und noch mehr Möglichkeiten, das Bild zu deuten.
Unergründlich, die Person. Wir Voyeure beobachten sie beim beobachten. Es gibt ja die Idee, wir könnten aus einem fotografierten Gesicht etwas über die abgebildete Person erfahren. Hm, … doch wohl eher etwas über uns und unsere Projektionen. So jedenfalls muss ich mir ihr Gesicht vorstellen – damit fängt es an, schnell ergibt sich daraus eine Geschichte.
Aus meiner Sicht war es jedenfalls eine tolle Entscheidung des Fotografen, diese Pose aufzunehmen. Es gibt auf demselben Film zwar auch ein zugewandtes Portrait von ihr am selben Ufer. Für ihn als Erinnerungsbild vielleicht wertvoller – für mich aber ist diese Rückenansicht kanpp 80 Jahre später wesentlich spannender.
Foto: Dohm/
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Schauen wir uns doch mal von außen an
Das Zeitmagazin (Nr. 34 vom 09.08.2025) hat sich Bharat Sikka gegönnt und ihn fotografierend acht Tage lang durch Deutschland reisen lassen, mit Assistent und Producerin. Die Idee war, den »Besucher aus einem anderen Teil der Welt« unser Land »von außen« betrachten zu lassen. Publiziert unter dem hochtrabenden Titel Wie die Welt auf Deutschland blickt.
Sikka hat sich im Interview sehr nett zu Deutschland geäußert (im Sinne von: Rassismus, wo soll der sein?) und entsprechend eine wohlwollende Fotostrecke abgeliefert (Deutschland sei »sehr fotogen«). Sein Roadtrip hat ihn in einem Bogen von Berlin durch den äußersten Osten (ja, er kam auch durch Sonnenberg – und hat dort eine Aufnahme des Andromedanebels abfotografiert) und Franken nach Frankfurt/M. geführt. Sieht ganz so aus, als müsse ›Die Welt‹ noch ein paar Reisen machen, um auf Deutschland zu blicken.

Skizze und Foto: Martin Frech, 08/2025
Wir sehen die bewährte Mischung aus arrangierten Portraits von Tieren und Menschen (wie Modefotografie, gerne von Leuten mit sichtbarem Einwanderer-Hintergrund oder mit ausgefallenen Hobbys), skuril anmutenden Motiven, Interieurs sowie betont dokumentarischen Ansichten, diese dann zur Abwechslung in grau.
Schön anzuschauen, gewiss; Irritationen kommen keine auf, die semantischen Indifferenzen der Fotos werden durch die dokumentierenden Bildunterschriften sofort in die richtigen Bahnen gelenkt – und die den Fotos fehlenden Ortsbezüge prompt nachgereicht. Den Rest müssen wir reinprojizieren.
Die Redaktion schreibt, er hätte ›poetische Alltagsmomente‹ entdeckt; ach so?
Weiterlesen:
Wiegand, Thomas: Deutschland im Fotobuch ; 287 Fotobücher zum Thema Deutschland aus der Zeit von 1915 bis 2009. Hg. von Manfred Heiting. Göttingen: Steidl, 2011. ISBN 978-3-86930-249-2
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Der Brutalist (Spielfilm, 2024 | Kritik)
Ein Film über eine fiktive Familie, die den NS und deren Vernichtungslager überlebt hat; entsprechend beschädigt: Sie, schwerkranke Journalistin im Rollstuhl, er, nun drogenabhängiger Architekt, sowie die Ziehtochter, die junge, jahrelang stumme Nichte. Ein Neuanfang in den USA wird versucht, in Pennsylvania (Louis Kahn!). Aber schon die Freiheitsstatue steht Kopf, bei den Ostküsten-WASP sind die Juden auch nicht gewollt. Eine kapitalistische, rassistische Klassengesellschaft eben (»Wir dulden Sie«) – es ist klar: wer das Geld hat, hat das Sagen und darf sich alles erlauben. Allen voran der vergewaltigende Bauherr und sein Sohn – Brutalisten, die sich ausgerechnet ein Kulturzentrum mit Kapelle bauen lassen; es wird Fragment bleiben. Solidarität gibt es nur unter den Besitzlosen (alleinerziehender schwarzer Vater, wozu steht der eigentlich in so vielen Bildern rum) in der Suppenküche – unnötig holzschnittartig.
Warum aber der angedeutete ›eigentliche‹ Brutalismus im Film? Ich weiß es nicht. Da ist der Architekt, der sein Trauma künstlerisch fasst: Der Grundriss der Zelle von Buchenwald dient als Rastermaß für das Kulturzentrum, Düsternis allenthalben. Ja, irgendwie passt das schon. Denn: Reicht die Verwendung von Beton, damit ein Gebäude ›brutalistisch‹ ist? Im weiteren Sinne vielleicht; zurückgehend auf Le Corbusiers Nachkriegsschaffen (Unité d'Habitation/
Dennoch: Kein Film über Architektur; der Entwurfsprozess und das Ringen um Kompromisse/
Aber: Musste der kontrafaktische Epilog sein, der KI-gestützt zeigt, wie brutalistische Architektur auf der Biennale 1980 in Venedig zu einer Zeit gefeiert wird, als der ›echte‹ Brutalismus erstmal am Ende war? Tatsächlich stand die 1. Internationale Architektur-Biennale Venedig 1980 unter dem Motto »La presenza del passato« und feierte die Postmoderne, die ja gerade ironisch auf das strenge Entwerfen reagierte: verspielt, bunt, eklektizistisch. Das hat gar nicht gepasst für mich.
Wenn Sie sich für die Architektur des Brutalismus interessierten: Lassen Sie sich bitte nicht von diesem Film in die Irre führen; schauen Sie erstmal auf ↱ #SOS
Infos zum Film via IMDb: ↱ imdb.