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Tobias D. Kern: »Hart­manns­willer­kopf« (2016–2018)

Martin Frech

Vor gut 400 Jahren be­gann der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg. Wir wurden 2018 re­gel­mäßig da­ran er­innert. Ohne die durch diesen ka­len­da­ri­schen An­lass her­vor­ge­ru­fe­ne me­di­ale Auf­merk­sam­keit hätten sich wohl die we­nigs­ten die­ses lang­zei­ti­ge deut­sche Trau­ma ver­ge­ge­nwär­tigt; es liegt zu lan­ge zu­rück. 2018 wur­de zu­dem an das En­de des Er­sten Welt­kriegs vor hun­dert Jahren er­innert. Auch die­ser Krieg ist in un­se­rem kol­lek­ti­ven deut­schen Ge­dächt­nis ver­blas­st, trotz des Volks­trauer­tags. Ganz an­ders übri­gens als bei un­seren Nach­barn Eng­land und Frank­reich, wo der ›Great war‹ bzw. ›La gran­de Guerre‹ prä­sen­ter sind. Die Er­inner­ung an den Zwei­ten Welt­krieg hat bei uns die an die vor­he­ri­gen Kriege über­la­gert, auch wenn die Jahre von 1914 bis 1945 ge­le­gent­lich als der ›zwei­te Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg‹ be­zeich­net wer­den.

Der His­to­ri­ker Ed­win Ernst Weber plante in sei­ner Funk­tion als Kul­tur­re­fe­rent und Ar­chiv­di­rek­tor des Land­krei­ses Sig­ma­rin­gen ei­ne Rei­he von Aus­stel­lung­en, um in den Jahren 2014 bis 2018 an die Zeit des Er­sten Welt­kriegs zu er­innern. Zum Ab­schluss sollte 2018 ei­ne Fo­to­aus­stel­lung an das En­de des Er­sten Welt­kriegs vor hun­dert Jahren er­innern mit ak­tu­ellen Bil­dern des Hart­manns­weiler­kopfs⁠ [1], ei­ner Berg­kup­pe in den Vo­ge­sen, aus fran­zö­si­scher und deut­scher Sicht.⁠ [2] Für Weber ist die­ser Er­in­ne­rungs­ort des Er­sten Welt­kriegs (die Ge­denk­stät­te am Hart­manns­weiler­kopf ist ei­nes der vier fran­zö­sisch­en Na­tio­nal­denk­mä­ler des Er­sten Welt­kriegs) ei­ne »Chif­fre für die Sinn­lo­sig­keit der ent­grenz­ten krie­ge­ri­schen Ge­walt zwi­schen Staaten und Völ­kern.«⁠ [3]

Das Aus­stel­lungs­pro­jekt wur­de als Bei­trag zum Kul­tur­aus­tausch zwi­schen dem Land­kreis Sig­ma­rin­gen und dem Ge­mein­de­ver­band Com­mu­nau­té de com­munes Thann-Cernay im fran­zö­sisch­en Dé­par­te­ment Haut-Rhin kon­zi­piert.⁠ [4] Ein­ge­la­den wurden die fran­zö­si­sche Fo­to­gra­fin Na­tha­lie Savey aus Straß­burg (geb. 1964) und Tobias D. Kern aus Köln (geb. 1963), die Aus­stel­lung ge­mein­sam zu ge­stal­ten. Da­bei gab es kei­ne for­ma­len Vor­gab­en oder ver­bind­li­che Mo­tiv-Wünsche: Die Fo­to­künst­ler waren frei, ih­re Sicht auf die Dinge nach ihrem Gus­to um­zu­set­zen.

Wie in den meis­ten sei­ner frei­en Ar­bei­ten hat Tobias D. Kern die­se Se­rie schwarz­weiß an­ge­legt und in der Tra­di­tion sei­nes Hand­werks – von der Auf­nah­me der Ne­ga­tive bis zur Aus­ar­bei­tung der Ver­grö­ße­rung­en in der Dun­kel­kam­mer – emul­si­ons­ba­siert auf Film und kar­ton­star­kes Ba­ryt-Fo­to­pa­pier ge­ar­bei­tet.

Tobias D. Kern fo­to­gra­fiert sel­ten ein­fach drauf­los. Wenn er sei­ne große Ka­me­ra ins Feld stellt, hat er das spätere Bild schon im Kopf. Der Über­gang vom Ne­ga­tiv zum Po­si­tiv in der Dun­kel­kam­mer ist für ihn dann auch mehr als nur ein tech­ni­scher Vor­gang – Tobias D. Kern nutzt die kre­a­ti­ven Mög­lich­keiten der ana­lo­gen Bild­be­ar­bei­tung durch Ab­hal­ten und Nach­be­lich­ten während des Ver­grö­ßerns und das ab­schlie­ßen­de To­nen. Sei­ne Fo­to­gra­fien be­nö­ti­gen (neben der Aus­fleck­re­tu­sche) je­doch kei­ne Re­tu­schen, Mon­ta­gen oder was die Trick­kis­te noch so al­les her­gibt.

Tobias D. Kern, der den Hart­manns­weiler­kopf schon von frü­he­ren Be­su­chen kann­te, be­gann das Pro­jekt 2016 mit ei­ner ersten Be­ge­hung des Ge­län­des. Da­bei fie­len ihm un­ge­wöhn­lich ge­form­te Bäume auf, bei de­nen meh­re­re Stämme aus ei­nem Wur­zel­stock wachsen. Das Phä­no­men tritt dort nicht ver­ein­zelt auf, wie wir das etwa von ei­nem durch Blitz­ein­schlag ver­let­zten Baum ken­nen. Viele Bäume auf dem Ge­län­de prä­sen­tie­ren sich der­ge­stalt. Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass die­ses Phä­no­men ei­ne di­rek­te Kriegs­fol­ge ist: zeit­ge­nös­si­sche Fo­to­gra­fien aus Kriegs­tagen zei­gen weite Teile des Hart­manns­weiler­kopf über­sät mit Baum­stümpfen als Re­sul­tat des in­ten­si­ven Be­schus­ses. Aus vielen wer­den wohl wie­der Äste ge­trie­ben sein, aus de­nen nun hun­dert Jahre al­te – vom Krieg ge­zeich­ne­te – Ei­chen, Eschen und Buchen ge­wor­den sind.

Bäume kön­nen im Ver­gleich zu uns Men­schen sehr alt wer­den; die äl­tes­ten Exem­pla­re Mit­tel­eu­ro­pas haben bis zu 700 Jahre auf dem Bu­ckel. Das mag der Grund da­für sein, dass Bäume als Symbole für Le­ben und Wachs­tum ste­hen, auch nach dem Tod – be­reits in den My­tho­lo­gien und Re­li­gio­nen (Ygg­dra­sil, Buddha­baum, Baum der Er­kennt­nis), aber bis heu­te nach­wir­kend. Mar­tin Lu­ther, der vor dem Welt­un­ter­gang an­geb­lich noch ei­nen Ap­fel­baum ge­pflanzt hät­te⁠ [5] oder der Herr von Ribbeck, der ei­ne sei­ner Me­lan­ch­thon-Bir­nen mit ins Grab nahm (aus der spä­ter ein neuer Baum spross), sind his­to­ri­sche Bei­spie­le eben­so wie die noch zahl­reich vor­han­den­en Ge­denk-Ei­chen. Der Brauch des Ge­burts- oder Le­bens­baums ist vie­ler­orts noch le­ben­dig; auch Lu­ther-Bäume wer­den wie­der ge­pflanzt.⁠ [6]

Bäume – und im wei­te­ren Sinne auch Wäl­der – spie­geln also Ge­schich­te wi­der. Man muss die Zei­chen al­ler­dings lesen kön­nen; schließ­lich sind nicht über­all ent­spre­chen­de Info­tafeln an­ge­bracht. Tobias D. Kern ist ein auf­merk­samer Be­ob­ach­ter und gerne im Wald un­ter­wegs; er hat ei­nen Blick für De­tails. Das wis­sen wir spä­tes­tens, seit er 2012 sei­ne Ar­beit Stig­ma­ta über von Förs­tern ge­kenn­zeich­ne­te Bäume vor­ge­legt hat.⁠ [7]

So war für ihn schnell klar, dass er auf dem Hart­manns­weiler­kopf die kriegs­ver­sehrten Bäume fo­to­gra­fie­ren wür­de. Und zwar so­wohl we­gen ih­rer sym­bo­li­schen Zeu­gen­schaft der Kriegs­ta­ge, als auch da­für, dass sie eben diesen Krieg über­leb­ten.

Kern hat die Bäume als Tor­si auf­ge­nom­men, er zeigt sie mit dem sie um­ge­ben­den Wald­bo­den und lenkt un­seren Blick auf die un­ge­wöhn­li­chen Stamm-Aus­bil­dung­en der Bäume. Da­bei ar­bei­tet er mit star­ken Kon­tras­ten um die Bild­wir­kung zu un­ter­streichen. Sein Spiel mit Licht und Schat­ten – das Hel­le und das Dunkle – dür­fen da­bei gerne auch sym­bo­lisch ge­le­sen wer­den.

Fo­to­gra­fie kann die Wirk­lich­keit nicht ob­jek­tiv ab­bil­den. Sie ist immer sub­jek­tiv. Das ist nach bald 200 Jahren Er­fahr­ung mit diesem Me­di­um All­ge­mein­gut. Der Wech­sel des Blicks von der Welt auf die da­von an­ge­fer­tig­ten Bil­der und wie­der zu­rück auf die Welt, än­dert so­wohl die Wahr­neh­mung der Bil­der als auch die der Welt. Der en­ga­gier­te Do­ku­men­tar­fo­to­graf nutzt die­se Wech­sel­wir­kung und macht Dinge sicht­bar, in­dem er den für ihn wich­ti­gen Aus­schnitt der kom­ple­xen Welt auf ein Bild re­du­ziert.

Für mich ste­hen die ver­un­stal­te­ten Bäume für die vielen ›Kriegs­krüp­pel‹, die zu Hun­dert­tau­sen­den von den Fron­ten des Er­sten Welt­kriegs zu­rück­kehr­ten. An­ders als in frü­he­ren Krie­gen gab es da­mals zwar ein funk­tio­nier­end­es, mi­li­tä­risch or­ga­ni­sier­tes Sa­ni­täts­we­sen; viele der Sol­da­ten über­leb­ten da­her ih­re Ver­let­zungen – al­ler­dings häu­fig als Ver­sehr­te. Ein Heer von Am­pu­tier­ten, Blin­den und Ver­un­stal­te­ten be­herrsch­te noch lan­ge nach dem Krieg das Stra­ßen­bild in den großen Städten, Tau­sen­de da­von mit grob ent­stell­ten Ge­sich­tern wie aus Horror­filmen (Stahl­hel­me gab es ja erst seit 1916). Die frühen Ar­bei­ter­fo­to­gra­fen (bei­spiels­wei­se Wal­ter Ball­hause (1911–1991)) haben das do­ku­men­tiert und vor allem Ernst Fried­rich (1894–1967) mit sei­nem Buch Krieg dem Kriege! Guerre à la Guerre! War against War! Oor­log aan den Oor­log! aus dem Jahr 1924, das bis heu­te immer wie­der in Neu­auf­la­gen er­schien, zu­letzt 2015.⁠ [8] Das The­ma ist nach wie vor ak­tu­ell – die Pro­the­sen wer­den al­ler­dings wei­ter­ent­wi­ckelt, wie uns bei­spiels­wei­se Bryan Adams, durch­aus in Fried­richs Tra­di­tion, mit sei­nen Por­traits von ver­let­zten Sol­da­ten aus dem Irak­krieg zeigt.⁠ [9]

Von den 51 Bil­dern, die Kerns Se­rie um­fasst, zei­gen 22 An­sich­ten ver­krüp­pel­ter Bäume; auf den an­de­ren sind die Ruinen aus­ge­wähl­ter Stel­lung­en und Bun­ker­an­la­gen auf der da­mals deut­schen Sei­te der Kriegs­front ab­ge­bil­det. Denn während die Fran­zo­sen ih­re Sei­te der Front über­wiegend mit Holz be­fes­tig­ten, haben die deut­schen Sol­da­ten in der Zeit ab 1914 un­ter ge­wal­ti­gen An­stren­gun­gen ih­re Stel­lung­en ›für die Ewig­keit‹ aus­ge­baut: Sie haben berg­män­nisch Stol­len in den Berg ge­trie­ben und große Men­gen an Stahl­be­ton ver­baut. Von den ehe­ma­li­gen fran­zö­sisch­en An­la­gen ist da­her ver­gleichs­wei­se we­nig er­hal­ten, wo­hin­ge­gen viele Ruinen der von den Deut­schen ge­bau­ten Be­fes­ti­gung­en auch ohne ar­chäo­lo­gi­sche Me­tho­den zu­gäng­lich sind.

Wo­bei ›zu­gäng­lich‹ re­la­tiv ist – man darf sich das Um­her­strei­fen auf dem knapp 1.000 m hoch ge­le­ge­nen Hart­manns­weiler­kopf nicht als Spa­zier­gang vor­stel­len; eher als ei­ne Wan­de­rung im Mit­tel­ge­bir­ge. Die meis­ten der Bun­ker­an­la­gen fin­den sich im Ge­län­de ab­seits der be­fes­tig­ten We­ge und sind nicht aus­ge­schil­dert; der Groß­teil der Bau­ten wird seit hun­dert Jahren weit­ge­hend sich selbst und der Na­tur über­las­sen.

Tobias D. Kern stützte sich bei sei­ner Mo­tiv­su­che auf die Ex­per­ti­se von Sig­rid Schwam­ber­ger, die seit vielen Jahren eh­ren­amt­lich an ei­ner prä­zi­sen und de­tail­lier­ten Kar­te des Ge­biets ar­bei­tet, die der­einst alle deut­schen und fran­zö­sisch­en An­la­gen des Er­sten Welt­kriegs ver­zeich­nen soll.⁠ [10] Ohne Sig­rid Schwam­ber­gers Vor- und Mit­ar­beit hät­te Tobias D. Kern nicht so ef­fek­tiv ar­bei­ten kön­nen; auch wür­de sei­ne Fo­to­serie deut­lich an­ders aus­se­hen, hat sie ihn doch auf viele Mo­ti­ve erst auf­merk­sam ge­macht.

Tobias D. Kern ist ge­lern­ter Ar­chi­tek­tur­fo­to­graf und be­schäf­tigt sich bei sei­nen an­ge­wand­ten Ar­bei­ten viel mit der Do­ku­men­ta­ti­on von Räu­men. Das Hart­manns­weiler­kopf-Pro­jekt ist da­von si­cher be­ein­flusst. Den­noch ist die­se Ar­beit kei­ne sach­li­che Bun­ker-Do­ku­men­ta­ti­on. Wie bei den ver­let­zten Bäumen, ar­bei­tet Kern auch hier mit star­ken Kon­tras­ten, mit hel­len und dunk­len Bild­be­rei­chen, in man­chen Bil­dern gar mit rein schwar­zen Flä­chen. Deut­lich zei­gen sich Ein­flüs­se des Fo­to­gra­fen Ro­bert Häus­sers (1924–2013), der von Kern auch klar als Vor­bild be­nan­nt wird.

Die Re­al­ität der Bun­ker­an­la­gen ist das ei­ne; Kerns Trans­for­ma­tio­nen des Vor­ge­fun­de­nen in Schwarz­weiß­bilder das an­de­re. Vor­der­grün­dig se­hen wir Bun­ker-Reste; An­sich­ten von au­ßen: Fas­sa­den, Mau­ern – aber auch Blicke aus dem dunk­len In­ne­ren der Ge­bäu­de nach drau­ßen. Immer mit deut­lich ge­setz­ten Ak­zen­ten hin­sicht­lich der Hell-Dun­kel-Kon­tras­te. Den­noch sind Kerns Bil­der of­fen ge­stal­tet und ver­wei­gern ei­ne ein­deu­tige Aus­sa­ge. Las­sen wir uns ein auf ein in­ten­siv­es Be­trach­ten, wir­ken sie auf jeden Fall Fan­ta­sie an­re­gend. Ken­nen wir da­zu auch nur ein we­nig die Ge­schich­te der Stellungskämpfe im Er­sten Welt­krieg, ak­ti­vie­ren die Bil­der durch­aus Vor­stel­lung­en vom Irr­sinn des Krie­ges. An­de­rer­seits wir­ken man­che Bil­der sehr ro­man­tisch und er­innern mich an Stiche von Gio­van­ni Battista Pira­nesi (1720–1778), der sei­ne mo­no­chro­men An­sich­ten über­wu­cher­ter klas­sisch­er Ruinen auch gerne mit kräf­ti­gen Schat­ten und fei­nen Ton­ab­stu­fung­en in­sze­nier­te.

Hier kommt ei­ne wei­te­re Di­men­sion des Aus­stel­lungs­pro­jekts ins Spiel, die an der pa­zi­fis­ti­schen In­ten­ti­on des Bild­au­tors we­nig Zwei­fel lässt. Tobias D. Kern kom­bi­niert sei­ne Fo­to­gra­fien mit aus­ge­wähl­ten Kriegs­ge­dich­ten von August Stramm (1874–1915). In grauer Schrift auf matt­schwarz­en Ta­feln hängen die ex­pres­sio­nis­ti­schen Ge­dich­te des Welt­kriegs-Sol­da­ten Stramm zwi­schen den Fotos. August Stramm schrieb über Er­leb­tes, er kämpf­te im Stel­lungs­krieg an der Somme und fiel be­reits 1915 an der Ost­front. Sei­ne Kriegs­ly­rik er­schien schon 1915 in der Zeit­schrift Der Sturm so­wie spä­ter in ei­ner Nach­lass­aus­ga­be un­ter dem Ti­tel Tropf­blut.

Pa­trouil­le⁠ [11]

Die Steine feinden
Fenster grinst Verrat
Äste würgen
Berge Sträucher blättern raschlig
Gellen
Tod.

August Stramm

Stramms Ge­dich­te sind nicht un­mit­tel­bar zu­gäng­lich wie etwa das eben­falls 1915 ent­stan­de­ne In Flan­ders Fields (In Flan­ders fields the pop­pies blow …) des Ka­na­di­ers John McCrae (1872–1918), ei­nes der be­kann­tes­ten Ge­dich­te über den ersten Welt­krieg. In­so­fern pas­sen Stramms Zei­len gut zu Kerns Bil­dern. Harte Spra­che, kei­ne schö­nen Reime; so­wohl die ex­pres­si­o­nis­ti­sche Ly­rik als auch die Schwarz­weiß­fo­to­gra­fie nei­gen zu Abs­trak­tio­nen; Stramm zer­stört Syn­tax und Gram­ma­tik, die Bil­der zei­gen Zer­stör­tes; Stramm re­du­ziert sei­ne in­ten­si­ve Spra­che auf ein Mi­ni­mum, auf die Funk­tion, die Bil­der ver­zich­ten auf Far­be und zei­gen Reste funk­tio­na­ler Ar­chi­tek­tur. Stramms Ge­dich­te stel­len eben­so­we­nig den Krieg dar wie das Kerns Bil­der tun: bei­de ste­hen eher für die Sinn­lo­sig­keit des­sel­ben.

Ein kom­plet­ter Satz Ori­gi­nal­ab­zü­ge der Se­rie Hart­manns­willer­kopf wur­de in die Samm­lung des Abri mé­moire in Uff­holtz (F) über­nom­men. Tobias D. Kerns Ar­beit ist so neben der Ka­ta­log­ver­öf­fent­li­chung⁠ [12] im Ori­gi­nal in­sti­tu­ti­o­nell ge­sich­ert und öf­fent­lich zu­gäng­lich. Sie ist damit ein sub­s­tan­zi­el­ler Bei­trag zur Er­inner­ung an den ersten Welt­krieg.

Das Pro­jekt auf der Web­site des Fo­to­gra­fen:
Tobias D. Kern: ⁠ ⁠Hart­manns­willer­kopf – Berg der Er­inner­ungb
(tdk-photo.de/projekte/hartmannswillerkopf/) [2020-07-06]


Fußnoten.
1Hart­manns­willer­kopf ist die El­säs­si­sche Be­zeich­nung, auf Fran­zö­sisch heißt der Berg Vieil Armand, der ur­sprüng­lich deut­sche Name ist Hart­manns­weiler Kopf.
2Sig­ma­rin­gen un­ter­hält freund­schaft­li­che Be­zie­hun­gen zur fran­zö­sisch­en Stadt Thann (im Dé­par­te­ment Haut-Rhin), in welcher der Hart­manns­weiler­kopf liegt.
3Ed­win Ernst Weber: »Kriegs­nar­ben und Wand­lung­en am Hart­manns­weiler­kopf«. In: Wand­lung­en. Deutsch-fran­zö­si­sche Er­kun­dun­gen auf dem Hart­manns­weiler­kopf. Ka­ta­log zur Aus­stel­lung vom 8. Juli bis 7. Ok­to­ber 2018 in der Kreis­ga­le­rie Schloss Meß­kirch. Fo­to­gra­fien: To­bi­as Kern und Na­tha­lie Savey. He­raus­ge­ge­ben von Ed­win Ernst Weber. S. 18.
4Aus­stel­lung­en: Wand­lung­en – Mu­ta­tions. 08.07.–07.10.2018. Kreis­ga­le­rie Schloss Meß­kirch so­wie Mu­ta­tions – Wand­lung­en. Re­gards croi­sés fran­co-alle­mand au Hart­manns­weiler­kopf. 20.10.2018–28.02.2019. Abri mé­moire (Uff­holtz, F) und da­nach im His­to­ri­al fran­co-alle­mand du Hart­manns­weiler­kopf (F)
5Al­ler­dings stammt der Spruch laut Mar­tin Schloe­mann wohl erst aus den 1930er-Jahren: ⁠ ⁠faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/stammt-der-spruch-ueber-den-apfelbaum-gar-nicht-von-luther-14967938.html [2018-09-14]
6⁠ ⁠lu­ther­baum.de [2018-09-14]
7Be­schrei­bung des Pro­jekts auf der Web­site des Fo­to­gra­fen: ⁠ ⁠tdk-photo.de/projekte/stigmata/ [2020-07-06]; vgl. auch: Frech, Mar­tin: To­bi­as D. Kern: »Stig­ma­ta«. In: No­ti­zen zur Fo­to­gra­fie, 2012-09-24. On­line: ⁠ ⁠medienfrech.de/foto/NzF/2012-09-24/Tobias-Kern_Stigmata.htmla
8Ernst Fried­rich: Krieg dem Kriege. Neu he­raus­ge­ge­ben vom Anti-Kriegs-Mu­se­um Ber­lin. Mit ei­ner Ein­führ­ung von Gerd Krum­eich. Ber­lin: 2015.
9Bryan Adams: Wound­ed. The Leg­a­cy of War. Göt­tin­gen: Steidl, 2013.
10La carte Schwam­ber­ger / Die Schwam­ber­ger Kar­te. Maß­stab 1 : 2000. Abri mé­moire, Uff­holtz, 2014.
11Das ist ei­nes von Stramms be­kann­tes­ten Ge­dich­ten; vgl. z⁠.⁠ ⁠B⁠. ⁠ ⁠projekt-gutenberg.org/stramm/gedichte/chap059.html [2020-07-06]
12To­bi­as D. Kern: »Hart­manns­willer­kopf Nr. 01–51«. In: Wand­lung­en. Deutsch-fran­zö­si­sche Er­kun­dun­gen auf dem Hart­manns­weiler­kopf. Ka­ta­log zur Aus­stel­lung vom 8. Juli bis 7. Ok­to­ber 2018 in der Kreis­ga­le­rie Schloss Meß­kirch. Fo­to­gra­fien: To­bi­as Kern und Na­tha­lie Savey. He­raus­ge­ge­ben von Ed­win Ernst Weber. S. 56–113.
ahttps://www.medienfrech.de/foto/NzF/2012-09-24_Martin-Frech_Tobias-D-Kern-Stigmata.html
bhttps://www.tdk-photo.de/projekte/hartmannswillerkopf/
chttps://www.medienfrech.de/foto/NzF/2025-01-30_Martin-Frech_Gedanken-zu-Tobias-D-Kern-Wo-Sophia-wohnt-2024.html
Blick in die Ausstellung Wandlungen – Mutations in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch (Foto: Martin Frech, 7/2018)
Blick in die Aus­stel­lung Wand­lung­en – Mu­ta­tions in der Kreis­ga­le­rie Schloss Meß­kirch (Foto: Mar­tin Frech, 7/2018)
Blick in die Ausstellung Wandlungen – Mutations in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch (Foto: Martin Frech, 7/2018)
Blick in die Ausstellung Wandlungen – Mutations in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch (Foto: Martin Frech, 7/2018)
Blick in die Aus­stel­lung Wand­lung­en – Mu­ta­tions in der Kreis­ga­le­rie Schloss Meß­kirch (Foto: Mar­tin Frech, 7/2018)
Blick in die Ausstellung Wandlungen – Mutations in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch (Foto: Martin Frech, 7/2018)

Weiterlesen: ⁠ ⁠Ge­dan­ken zu Tobias D. Kern: »Wo Sophia wohnt« (2024)c

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Frech, Martin: »Tobias D. Kern: ›Hart­manns­willer­kopf‹ (2016–2018)«. In: Notizen zur Fotografie, 2019-12-06. Online: https://www.medienfrech.de/foto/NzF/2019-12-06_Martin-Frech_Tobias-D-Kern-Hartmannswillerkopf.html
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Frech, Martin: »Tobias D. Kern: ›Hart­manns­willer­kopf‹ (2016–2018)«. In: Notizen zur Fotografie, 2019-12-06. Online: https://www.medienfrech.de/foto/NzF/2019-12-06_Martin-Frech_Tobias-D-Kern-Hartmannswillerkopf.html$1